Erschienen am 15.12.2018 im Hinterländer Anzeiger
Als Kind war es so einfach. Unsere Mutter hat uns ins Bett gebracht, uns zugedeckt und uns damit das Gefühl gegeben wir sind behütet und beschützt. Unser Herz kam zur Ruhe und wir sind eingeschlafen. Erwachsen geworden kommt leider niemand mehr an unser Bett und deckt uns zu. Und das beruhigende Gefühl, jemand kümmert sich um uns, fehlt auch. Statt dessen hat man oft das Gefühl, man hätte nicht alles geschafft, man hätte doch noch so vieles zu erledigen.
Meist lässt man den Tag Revue passieren. Man erinnert sich an Dinge, bei denen man sich wünscht, man hätte hier und da anders reagiert. Aber soviel wie wir grübeln und nachdenken, weder die anscheinend so wichtigen Dinge werden dadurch erledigt, noch können wir Vergangenes ungeschehen machen. Lösungen für unsere Probleme finden wir dadurch auch nicht. Egal wie sehr wir uns anstrengen oder es uns wünschen. Selbst wenn man durch das viele Nachdenken nicht schläft, wird sich nichts verändern.
Das Grübeln wirkt wie eine „Selbstprogrammierung“. Man überzeugt sich mit jedem wiederholten Gedanken davon wie schwer, ungerecht und vieles mehr das Leben doch ist. Da kann man nicht zur Ruhe kommen und damit auch nicht in den Schlaf finden.
Man sich aber durchaus selbst helfen. Wenn man versteht, bemerkt und anerkennt, dass sich jeder Gedanken sich wie eine Programmierung auf uns auswirkt.
Ein bekanntes Beispiel dafür, dass dies zutrifft, ist das Autogene Training. In den 1920er Jahren hat der Psychiater J.H. Schultz diese Technik entwickelt. Diese Entspannungstechnik funktioniert über eine sogenannte „Selbstprogrammierung“, bzw. über eine „Selbsthypnose“. Hier helfen die richtig eingesetzten Gedanken. Über liebevolle „Befehle“, welche man sich selbsttätig (autogen) gibt, trainiert man sich zu entspannen. Wir wiederholen im Geist das Körperteile schwer und warm werden. Man macht dies mit Armen, Beinen, Kopf, usw. Dadurch finden wir in einen entspannten Zustand. Eine wirklich beeindruckende und hilfreiche Technik.
So wie beim Autogenem Training kann man sich jederzeit mit förderlichen Gedanken selbst beeinflussen. Wenn man abends im Bett das Gedankenkreisen bemerkt, kann man sich entscheiden, dies zu unterbrechen.
Das Gehirn kann nur einen Gedanken denken, niemals zwei gleichzeitig. Da dies so ist, kann man sich für den angenehmen, den besseren und hilfreichen Gedanken entscheiden. Dies braucht allerdings ein wenig Übung.
Wenn Sie das nächste Mal Ihr Gedankenkarussell am Einschlafen hindert, probieren Sie doch einmal folgende Übung aus:
- Nehmen Sie wahr, dass Sie in Ihrem Gedankenkreisen gefangen sind. Entscheiden Sie sich bewusst dafür, dies beenden zu wollen.
- Schließen Sie Ihre Augen und atmen Sie drei bewußte Atemzüge. Lassen Sie die Ausatmung länger werden als die Einatmung.
- Und jetzt seien Sie sich selbst eine Mutter und beruhigen Sie sich mit folgenden Worten:
Für heute ist alles getan
Ich darf jetzt beruhigt einschlafen
Denn die Lösung wird sich morgen schon zeigen
- Wiederholen Sie diese Worte immer wieder. Wenn Sie mit Ihren Gedanken zwischendurch abschweifen ist das völlig normal. Bemerken Sie es kommentarlos. Seien Sie liebevoll mit sich selbst. Ganz so wie eine Mutter es mit Ihrem Kind ist. Kritisieren Sie sich nicht dafür. Kommen Sie einfach zum Wiederholen der Worte zurück.
Wenn man nicht daran glauben kann, dass sich morgen (oder auch übermorgen) eine Lösung zeigen wird, dann hier noch ein Beispiel. Man kennt diese Situation. Ein bestimmter Name will einem einfach nicht einfallen. Selbst wenn man angestrengt nachdenkt, er fällt einem einfach nicht ein. Wenn man irgendwann aufgibt und sich einer anderen Tätigkeit zuwendet, ist durch die Ablenkung, plötzlich ohne Anstrengung, der Name eingefallen.
So verhält es sich auch mit dem Schlaf. Schlaf hilft mehr als Grübeln. Durch Grübeln kommt man nicht zur Lösung. Genau wie man oft nicht auf den einen gesuchten Namen kommt. Lieber einen erholsamen Schlaf geniessen und Kräfte für den kommenden Tag sammeln.
Ich wünschen Ihnen einen erholsamen Schlaf!
Herzlichst Ihre Susanne Enners
Entspannungstrainerin bei der VHS Marburg-Biedenkopf