erschienen im Hinterländer Anzeiger am 09. Mai 2020
Untersuchungen zur Folge denkt der Mensch 60.000-70.000 Gedanken am Tag. Spannend ist, dass herausgefunden wurde, diese Gedanken sind zwischen 90-95 % die selben wie am Vortag. Es bleibt lediglich ein kleines Fenster von 5-10 % für neue Gedanken.
In Krisen-Zeiten meinen wir, uns dadurch schützen zu können, dass wir möglichst keine Informationen verpassen, um rechtzeitig darauf reagieren zu können. Deshalb lassen wir den ganzen Tag Radios, Fernseher und Smartphones eingeschaltet.
Das hat aber einen hohen Preis: wir finden aus unserem Gedanken-Karussell nicht heraus. Wir haben schliesslich 90 % alte Gedanken + 10 % neue Gedanken. Nur die neuen Gedanken beschäftigen sich dann ebenfalls mit dem selben Krisen-Thema. Es bleibt kein Platz mehr für positive Gedanken. Das wiederum hält unseren inneren Stress aufrecht. Dadurch wird das sogenannte „sympathische Nervensystem“ aktiviert, es gelangen zu viel Stresshormone, wie Cortisol und Adrenalin ins Blut, die dafür sorgen, dass u.a. im Körper auch die Immunabwehr heruntergefahren wird. Aber gerade ein gut funktionierendes Immunssystem, benötigen wir dringend.
Erkennen Sie das Problem? Wir möchten uns mit unseren Gedanken und den angesammelten Informationen helfen und schützen, aber wir schwächen wir uns damit.
Hier heisst es aus den Gedanken aussteigen und zur Ruhe finden. Dann kann der Körper die Stresshormone wieder abbauen und in seine natürliche Balance finden.
Eine grosse Hilfe bietet der Wald. Untersuchungen zum Thema „Waldbaden“ haben gezeigt, dass der Vagus-Nerv durch die Reize in der Natur, stimuliert wird. Dieser Gehirn-Nerv gehört zu dem „parasympathischen Nervensystem“, dem Gegenspieler des „sympathischen Nervensystems“. Wird er aktiviert, finden wir innerlich zur Ruhe und zudem wird die Immunabwehr gestärkt.
Aber was ist „Waldbaden“ überhaupt? Wo ist der Unterschied zu einem Waldspaziergang? Der große Geheimnis ist hier „Achtsamkeit“.
Unser Körper kann kaum unterscheiden, ob man eine negative Situation real erlebt, oder ob man nur an sie denkt! In beiden Fällen werden Stresshormone ausgeschüttet.
Wenn wir in den Wald gehen und unsere Gedanken kreisen ständig um Krisen-Themen, so ist es schwierig, in eine innere Ruhe zu kommen. Wir sind nicht achtsam im Hier und Jetzt.
Wenn wir z.B. mit einer weiteren Person spazieren gehen, und wir diskutieren während des Waldaufenthaltes über Probleme, dann ist Ruhe unmöglich. Der Auto-Pilot wird unbemerkt eingeschaltet, und die wunderschöne Natur wird nicht wahrgenommen.
Die Lösung ist: 1. nicht diskutieren und 2. aus den eigenen Gedanken aussteigen.
Punkt 1 ist einfach umzusetzen. Entweder Sie treffen eine Vereinbarung mit Ihrer Begleitung, dass sie schweigend durch den Wald gehen, oder noch einfacher, sie gehen allein. Punkt 2 ist aus den Gedanken auszusteigen. Das erfordert etwas Übung, geht aber recht einfach. Probieren Sie es doch gleich aus: Schliessen Sie Ihre Augen, um sich besser zu konzentrieren. Jetzt gehen Sie mit Ihrer Konzentration zu Ihrer rechten Hand. Nehmen Sie sie nur wahr, denken sie nicht. Spüren und fühlen Sie sie einfach, völlig beurteilungsfrei und versuchen Sie die Handinnenfläche wahrzunehmen. Machen Sie das ein paar Minuten. Dann öffnen Sie Ihre Augen.
Sie werden feststellen, die Gedanken sind ruhiger geworden.
Sie können diese Übung im Wald durchführen, oder auch zur Unterstützung beim Einschlafen. Viel Freude und Erleichterung, Ihre Susanne Enners, Entspannungs-Trainerin bei der VHS